Datierung: FBZ III
Verbreitung: Banat, Oltenien (Gornea-Orleşti), Westsiebenbürgen (Iernut), Ostsiebenbürgen (Zoltan), Muntenien (Tei, Bungetu-Stufe)
Zwischen den Gruppen der FBZ II und den Kulturen und Gruppen der Mittelbronzezeit (Corneşti-Crvenka, Verbicioara, Tei, Ciomortan, Wietenberg) liegt im Banat, in Oltenien, Westmuntenien und Siebenbürgen ein Fundhorizont, dessen einziges kennzeichnendes Merkmal die häufige Besenstrich-, Waben- und Textilabduckverzierung auf der Keramik ist (Cavruc 1997, 97). Nach charakteristischen Fundorten mit solchem Material wird er im Banat und in Oltenien Gornea-Orleşti (entspricht Gornea-Vodneac) und in Westsiebenbürgen Iernut genannt (Verbreitung: Ciugudean 1998, Karte 3). In Ostsiebenbürgen gehören in diesen Horizont die Funde von Zoltan sowie einige Einzelfunde. In Muntenien wird die (von Leahu abgelehnte) Bungetu-Stufe der Tei-Kultur zugerechnet (Chicideanu 1977; Roman 1986, 31; Leahu 1992; Cavruc 1997, 97). Das Vorhandensein des Horizontes in Muntenien ist aber umstritten (Schuster 1998, 28f.).
Die Quellenlage des Besenstrichhorizontes ist außergewöhnlich schlecht, was sowohl für Iernut (Ciugudean 1997 und 1998; Popa 1998) als auch für Gornea-Orleşti gilt (siehe z.B. Petre-Govora 1988). Forschungen, die eine Aussage über die Siedlungsstruktur erlauben, wurden wohl nur im Banat verwirklicht (Gogâltan 1995, 58). Eine Beschreibung des Totenrituals scheitert am Fehlen der entsprechenden Befunde und auch der Zustand der Keramik lässt eine typologische Gliederung kaum zu. Einzige wirklich typische Merkmale sind die Besenstrich- und Textilabdruckornamente. Ganze Gefäße sind außerordentlich selten (z.B. Foeni – “Cimitirul ortodox” (Gogâltan 1995, 68 Abb. 5,1-3)). An den Fragmenten lässt sich zudem das Vorhandensein von Ritz-, Einstich- und plastischer Verzierung ablesen, ebenso die Zunahme von Standfüßen. Unser Wissen über das sonstige Fundgut passt sich der allgemeinen Quellenlage an, das übliche FBZ-Repertoire scheint jedoch fast vollständig vorhanden zu sein. In Zoltan beispielsweise fanden sich mehrere Tonäxte, eine zoomorphe Statuette und ein Radmodell (Cavruc 1997, 115 Abb. 5). In Foeni verweisen ein großes pyramidales Webgewicht und Glutdeckel auf die Kulturen der Mittelbronzezeit (Gogâltan 1995, 73 Abb. 10,7-8).
Stratigraphisch ist der Horizont zumindest nach oben abgesichert, was seine ansonsten fragliche Abtrennung unterstützt. In Zoltan wird er nämlich von einer Schicht mit Ciomortan-Elementen überlagert, die in die früheste MBZ datiert (Cavruc 1997). Außerdem fanden sich dort Scherben mit kleinen dreieckigen Einstichen, die an die zweite Phase der Nir-Kultur erinnern (ebd., 125 Abb. 15,7). Weitere stratigraphische Befunde, die die Gruppe in Relation zu den anderen FBZ-Gruppen stellen würden, scheint es jedoch im Kerngebiet nicht zu geben. Von großer Bedeutung ist hingegen die Stratigraphie von Ostrovul Corbului, wo der ca 40-70 cm dicke und im ganzen Sektor B vorhandende Gornea-Orleşti-Horizont nicht etwa auf eine Schicht der Glina-Kultur folgt, sondern auf eine Schicht mit zweihenkligen Tassen, die Roman und, ihm folgend, Gogâltan als Beba-Veche-Pitvaros (frühe Mureş-Kultur) bezeichnen, später von Roman jedoch als Vecina-Bubanj-III angesprochen werden. Die Gornea-Orleşti-Schicht wird ihrerseits von einer mittelbronzezeitlichen Schicht überlagert, die den Funden des Typs Visag-Iaz ähnelt (Gogâltan 1995, 58ff.; Gogâltan 1996; Gogâltan 1999a, 382; Roman 1988; Roman 1996, 55ff. und 63f.). Anhand der beiden oben genannten Hauptmerkmale der Keramik postuliert Ciugudean für Iernut zwei zeitliche Phasen: Eine ältere mit unregelmäßigem Besenstrich und ohne Textilabdruck, sowie eine jüngere mit Textilabdruck und feinerem Besenstrich (Ciugudean 1997, 10). Eine ebensolche Trennung in zwei Phasen (BT IIIa und IIIb) erstellt Popa (Popa 1998, 85). Im banatischen Foeni lassen sich zwei Siedlungsschichten trennen und auch ansonsten gibt es im Banat recht große Unterschiede zwischen dem Fundmaterial der einzelnen Fundorte, was eine regionale – und eventuell zeitliche – Gliederung nahelegt (Gogâltan 1995, 57f.). Gumă trennt das dortige Material in zwei Phasen – Foeni-Ocnele-Mari und Gornea Orleşti – (Gumă 1997), was Gogâltan mit seinen Stufen BT IIIa und BT IIIb gleichsetzt (Gogâltan 1999a, 382). Die ganze chronologische Argumentation mit der Besenstrichverzierungstechnik stellte aber, wenn auch für den Beginn der Wietenbergkultur, kürzlich Rotea in Frage (Rotea 2000, 31).
Der Gefäßornamentik wegen werden die Besenstrichgruppen vor allem mit den frühbronzezeitlichen Kulturen Ostungarns, Nagyrév, Nyírség und, in erster Linie, Hatvan verglichen. Die Ausbreitung der charakteristischen Muster soll sogar von West nach Ost erfolgen (Ciugudean 1997, 10; Gogâltan 1999a, 382), zu erkennen an der Beschränkung der Textilabdruckverzierung auf Westrumänien (Popa 1998, 55 Abb. 2). Im Osten entspricht der Horizont zeitlich der Năeni-Odaia-Turcului-Gruppe, da diese ebenso auf die Glina-Gruppe folgt und sich mit ihrem Fundmaterial in den gleichen überregionalen Kontext einzureihen scheint (Băjenaru 1996). In Westsiebenbürgen folgt auf den Iernut-Horizont sofort die zweite Phase der Wietenberg-Kultur (Ciugudean 1998), in Ostsiebenbürgen zunächst die Ciomortan-Gruppe (Székely 1997). In Muntenien und Oltenien wird der Horizont ohnehin schon mit den ältesten Stufen der Tei- und Verbicioara-Kulturen assoziiert (Cavruc 1997, 97; Gogâltan 1995, 58), so dass diese auch die zeitlichen Nachfolger darstellen. Im Banat folgt die Corneşti-Crvenka-Gruppe der Vatin-Kultur oder – nach serbischer Auffassung – der Verbicioara-Kultur (Gogâltan 1999 und 1999a).