Museumstour Bulgarien März 2010

Samstag, 20.03.: Der Frühling ist da

Eine spontane Planänderung hat uns heute nicht, wie ursprünglich geplant, zur Übernachtung nach Jambol, sondern nach Radnevo geführt. Das Hotel, in dem wir wohnen, ist zugleich Grabungshaus der Grabungsmannschaft von Krum Băčvarov, die hier in der Nähe ab Montag die Ausgrabung eines spätneolithischen Kultplatzes weiterführt. Die Grabungsfläche (auf der geplanten Autobahntrasse) haben wir vorhin bereits besichtigt, wobei wir unseren ersten Storch für dieses Jahr gesehen haben. Das ist sehr wichtig, da man nach bulgarischer Tradition die Martenici (das sind rotweiße Armbändchen, die man sich zum 1. März schenkt) erst auszieht, wenn man einen Frühlingsboten sieht, also zum Beispiel eine Schwalbe oder eben einen Storch. Das Armbändchen hängt man dann an einen Baum und wenn man genau hinsieht, sieht man auch schon überall an Bäumen und Sträuchern Martenici hängen, ein untrügliches Zeichen, dass es Frühling wird. Im Übrigen merkt man es auch daran, dass es viel zu warm ist für die ganzen dicken Pullover, die wir dabei haben :)




In Bäumen hängende Martenici.


In Museen waren wir heute selbstverständlich auch, und zwar in Kazanlăk und Stara Zagora. In Kazanlăk haben wir uns fast den Wolf gesucht und das Museum letztenendes nur durch einen reinen Zufall entdeckt, da wir bei der dritten Durchquerung der Stadt just einen Block neben dem Museum gehalten haben, um nach dem Weg zu fragen. Naja, Glück muss man haben. Wer braucht schon Straßenschilder?




Das Museum von Kazanlăk.


Im Museum selbst liegen aus unserer kupferzeitlichen Sicht vor allem die Funde des Tells von Kazanlăk, Prunkstück sind aber zweifelsohne die thrakischen Funde, vor allem aus dem Grab Seuthes´ III. Sehr, sehr cool. In der Nähe der Stadt gibt es übrigens auch noch das ebenfalls sehr bekannte Thrakergrab von Kazanlăk zu besichtigen. Das haben wir uns aber gespart, da wir ein Date mit Krum und Co in Stara Zagora hatten. Außerdem, mal ehrlich: Wir sind nicht wegen der Thraker hier. Nach Perperikon und Aleksandrovo bin ich mit Thrakern bestens versorgt, für die nächste Zeit :)

Stara Zagora kannten wir beide zwar schon von mehreren früheren Besuchen, jedoch waren wir da immer nur im Museum am Kreiskrankenhaus, wo die neolithischen Häuser in situ zu besichtigen sind. Heute waren wir nun zum ersten Mal im neu eröffneten Historischen Museum im Stadtzentrum, das ebenso über eine in-situ verbliebene archäologische Fundstelle, in diesem Fall eine römische Straße, gebaut wurde. Sehr edel.




Andenken an Stara Zagora.


Die prähistorische Sammlung des Museums ist reich bestückt mit Funden von den zahlreichen großen Fundstellen in und um Stara Zagora (Azmak, Bereketska Mogila etc.) und ist somit Pflicht für alle Neolithiker, Kupferzeitler und Frühbronzezeitler. Bücher haben wir natürlich auch noch gekauft. Wieder einige älteren Exemplare der Izvestija na Muzejte ot Jugoiztočna Bălgarija gefunden sowie die relativ neue Izvestija na Starozagorskija Istoričeski Muzej. Wir sind eine fahrende Bibliothek!

Gleich gibt es Abendessen mit Krums Grabungsmannschaft, wobei uns als Überraschung bereits eine lokale Spezialität angekündigt wurde, die wir unbedingt probieren müssen. Wir sind gespannt. Was es wohl ist? Sicher marinierte Schafsaugen oder sowas.


21.03.: Home Sweet Home >