Museumstour Bulgarien März 2010

Dienstag, 23.03.: Hoch zu Ross

Nach einem typisch bulgarischen Frühstück (Gurke, Tomate, Oliven, Schafskäse, Weißbrot, staaaaaaaaarker Kaffee) brechen wir auf zum Museum Šumen. Sicherheitshalber fahren wir den halben Kilometer mit dem Auto, damit wir nicht womöglich mit 10 Kilo Büchern durch die Stadt marschieren müssen. Im Museum empfängt uns Svetlana Kavrăkova ganz herzlich und zeigt uns ein paar echte Highlights: die Funde der Tellsiedlungen von Kodžadermen, Vinica, Salmanovo und Smjadovo. Da gibt es ganze Gefäßsets, die ausgestellt sind, und natürlich wieder mal vitrinenweise anthropo- und zoomorphe Darstellungen. Über einem Objekt rätseln wir eine Weile, was es darstellen sollte, es handelt sich um ein zoomorphes Gefäß, leider ohne Kopf, und es hat nur Vordergliedmaßen. Svetlana Kavrăkova hat eine Meinung, was es sein könnte, und erklärt es uns, allerdings auf bulgarisch, und wir brauchen ein paar Minuten, bis wir herausgefunden haben (auch unter Zuhilfenahme von Pantomime), was sie vermutet: es könnte sich um eine Robbe oder einen Seehund handeln! Wir gucken verblüfft, tatsächlich hat das Objekt mit einem Seehund Ähnlichkeiten. Als Svetlana Kavrăkova uns dann noch sagt, dass bei den Ausgrabungen in Durankulak angeblich auch (unpublizierte) Robbenknochen gefunden wurden, sind wir ganz platt. Robben im Schwarzen Meer? Da müssten mal die Archäozoologen ran!

Danach bekommen wir noch weitere Kilo anthropomorpher Funde zu Gesicht, Valeska weint fast (vor Freude und/oder Verzweiflung), und schließlich gehen wir ins Magazin des Museums, wo regaleweise die Funde aus Kodžadermen ausgestellt sind.




Das Historische Museum von Šumen.


Inzwischen hat man für uns in Madara angerufen. Dort befindet sich ein berühmtes mittelalterliches Felsrelief eines Reiters und auch ein ganz kleines Museum mit den vor- und frühgeschichtlichen Funden aus den kleinen Höhlen am Fuß der Felsen. Kurzentschlossen fahren wir hin; der Reiter von Madara ist seit 1979 Weltkulturerbe, wie uns ein Schild informiert. Außerdem: wenn Bulgarien mal den Euro einführt, wird der Reiter von Madara drauf sein, wie er jetzt schon auf den Stotinki-Münzen zu sehen ist.



Das Original...



... und der Reiter in klein!






Neben dem Reiterrelief werfen wir auch noch einen Blick in einige der kleinen Höhlen und Nischen; in einer befindet sich eine kleine Felsenkapelle, in anderen wurden kupfer-, bronze- eisenzeitliche und mittelalterliche Funde gemacht.








Aus schierem Übermut beschließen wir dann noch, uns die Festung oben auf dem Berg anzusehen. Das bedeutet eine steile lange Kraxelei über Hunderte Stufen den Berg hinauf. Doch die Kletterei lohnt sich auf jeden Fall.





Von oben hat man einen wunderbaren Blick über die Landschaft, mit weiteren sichtbar gemachten Fundstellen einer römischen Villa und einer frühchristlichen Kirche.





Nach kurzer Erholung geht es dann wieder bergab, und wir fahren nach Varna. Dort übernachten wir heute, ehe wir uns morgen das Museum ansehen werden. Am Abend stapfen wir noch über den Strand zum Schwarzen Meer. Baden ist nicht, viel zu kalt, aber es herrscht eine ganz beeindruckende Stimmung, Himmel und Meer, mal nicht touristisch blau und sonnig, sondern wild und düster.





Um nicht selbst wild und düster zu werden, gehen wir in den Happy Grill und essen erst mal was. Zum Beispiel die ersten Erdbeeren in diesem Jahr. Mit Schokolade. Hmmmm, Varna.


24.03.: Das älteste Gold der Menschheit >